Die Heizung macht Ferien

 <p><em>Heizungsfernsteuerung</em></p>

Heizungsfernsteuerung

Was für ein Ferienstart! Da freut man sich über die Ankunft im Ferienhaus – und muss zuerst einfach mal schlottern. Michael Schumacher aus Chur kennt das aus seinem Maiensäss, das rund 1700 Meter über Meer und gut 200 Meter oberhalb der Lenzerheide (GR) liegt. Die Zufahrt über eine kurvenreiche Kiesstrasse, die phantastische Aussicht, die Einfachheit einer Alphütte: «All das gehört zu diesem speziellen Gefühl, das man in den Bergen sucht», sagt Michael Schumacher. «Aber wenn man bei der Ankunft im Winter nur zehn Grad im Haus hat, ist das wirklich kalt. Das hält man nicht lange ohne Skijacke aus.» Und so kalt war es jeweils, bis Michael Schumacher den Holzofen in der gemütlichen Stube eingefeuert hatte – und bevor er und seine Familie sich dafür entschieden, genau für diese ersten Stunden nach der Ankunft eine Elektroheizung einzubauen.

 

Im Winter verbringt Familie Schumacher fast jedes Wochenende in der Alphütte. Die vor 13 Jahren installierte Elektroheizung erst bei Ankunft einzuschalten, würde das ursprüngliche Problem nicht lösen, umgekehrt wäre ein Dauerbetrieb reine Energieund Geldverschwendung. «Auch mit einem Timer, der die Heizung immer aufs Wochenende hin einschaltet, wäre es nicht getan. Denn wir sind eben doch nicht jede Woche im Ferienhaus», sagt Michael Schumacher. Er hat deshalb bereits bei der Installation der Elektroheizung eine Fernsteuerung einbauen lassen. «Mit dem damaligen System konnte ich die Heizung per SMS ein- und ausschalten. Das Problem war nur, dass man die SIM-Karte des Systems jeweils mit Guthaben aufladen musste. Und wenn man das System über eine lange Periode nicht nutzte, wurde die SIM-Karte deaktiviert.» Vor drei Jahren wollten Schumachers ein neues System und kontaktierten ihren Elektroinstallateur.

 

Die Heizungssteuerung immer dabei

Parallel zur Telefonie haben sich auch die Fernsteuerungen entwickelt. Sascha Petschen erinnert sich an den Vorläufer dieser Systeme: «Früher deponierten Ferienwohnungsbesitzer irgendwo einen Schlüssel und schickten vor ihrer Anreise jemanden vorbei, um die Heizung einzuschalten.» Heute lässt sich die Temperatur in jedem einzelnen Raum per Smartphone-App regulieren und kontrollieren. Das erklärt Sascha Petschen als Projektleiter bei der Elektro-Raetus AG, wenn er eine Anfrage wie jene der Familie Schumacher bekommt. «Die Einzelraumregulierung bietet nicht nur maximalen Komfort, mit ihr lässt sich auch am meisten Energie sparen. Denn zum einen wird berücksichtigt, dass die einzelnen Räume unterschiedlich schnell warm werden, auch durch die Sonneneinstrahlung. Und zum anderen kann man nur jene Räume beheizen, die beim bevorstehenden Aufenthalt auch tatsächlich genutzt werden.» Die Minimalvariante wäre eine reine Ein-Aus-Fernbedienung, auch damit lässt sich Energie sparen.

 

Zwischen Minimal- und Maximalvariante gibt es viele Zwischenstufen. Entscheidend sind neben dem gewünschten Komfort, der Zahlungsbereitschaft und dem Energiesparziel auch die Art der Wohnung, die Erreichbarkeit (Festnetz, Mobilfunk) und das Heizsystem. Allgemein gilt: Eine Fernsteuerung lässt sich für jede Art von automatischer Heizung und auch nur für eine einzelne Wohnung in einem Mehrfamilienhaus installieren. Die Kosten liegen zwischen 500 und 2500 Franken. Und die Fernsteuerung kann auch nach einem Austausch der Heizung weitergenutzt werden, zum Beispiel bei der Umstellung auf erneuerbare Energien.

 

Was im konkreten Fall möglich ist, lässt sich in einem ersten Schritt auf makeheatsimple.ch herausfinden (vgl. Kasten). Ein digitaler Assistent führt die User durch Fragen zur Zweitwohnung und zur Heizung und listet im Anschluss die möglichen Lösungen auf. Auf der Website kann man auch berechnen, wie hoch das Sparpotenzial ist. Für alles Weitere lässt man sich am besten von einem Heizungs- oder Elektroinstallateur beraten. «Bei solchen Anfragen schaue ich mir die Heizung an und will erfahren, was sich die Kundschaft in Sachen Komfort und Kontrolle wünscht», erklärt Sascha Petschen von der Elektro-Raetus AG. Die Montage sei auch bei einer Nachrüstung keine grosse Sache: «Sind Rohre vorhanden, wählen wir eine kabelgebundene Lösung, andernfalls ein Funksystem.»

 

Investition lohnt sich

In Schumachers Ferienhaus sind die Bodenheizung, die Radiatoren und die Temperaturfühler (auch aussen und an der Wasserleitung) über Funk mit der zentralen Steuerung im Haus verbunden. Via Mobilfunknetz gelangen die Daten vom Ferienhaus zum Server des Systembetreibers und von dort zu Schumachers Smartphone – und umgekehrt. Tönt komplizierter, als es in der Anwendung ist. Gibt Michael Schumacher auf der TeleButler-App sein Passwort ein, sieht er sofort, wie warm es in den einzelnen Räumen seines Ferienhauses ist. Hier kann er einstellen, bei welcher Temperatur die Heizung automatisch einschalten soll, um Schäden wie das Einfrieren und Bersten von Wasserleitungen zu vermeiden. Er erhält eine grafische Darstellung mit Temperaturen und Heizleistungen, und über diese App fährt er rechtzeitig aufs Winterwochenende die Heizung im Ferienhaus hoch.

 

Michael Schumacher ist sehr zufrieden mit der neuen Fernsteuerung. «Energiesparen ist mir wichtig, auch beruflich», sagt der Churer Architekt und Inhaber des Architekturbüros Ritter Schumacher AG. «Wirkungsvolle Massnahmen, einfache Bedienung: Solche Lösungen haben aus meiner Sicht Zukunft.» Da seine Heizung von Anfang an ferngesteuert lief, hat Schumacher keinen direkten Vergleichswert zum Energieverbrauch, doch aufgrund seiner Erfahrung rechnet er mit Einsparungen von 65 bis 70 Prozent. Gemessene Werte gibts beim Anbieter seines Steuerungssystems, bei der Firma Cadec.

 

Man habe die Werte zahlreicher Schweizer Ferienwohnungen analysiert, sagt Sascha Blagojevic von der Cadec-Geschäftsleitung: «Ist eine Wohnung jeweils am Wochenende bewohnt, kann man mit einer Fernsteuerung 40 bis 50 Prozent Energie sparen, wenn man die Temperatur bei Abwesenheit auf 15 Grad absenkt. Wird die Wohnung seltener benutzt oder die Temperatur noch mehr abgesenkt, ist die Einsparung umso höher.» Das Bundesamt für Energie empfiehlt bei Wohnungen eine Absenkung auf 12 Grad, bei Chalets und anderen Einfamilienhäusern auf 6 bis 10 Grad. Die Investition in eine Heizungsfernsteuerung ist laut Sascha Blagojevic nach eineinhalb bis zwei Jahren amortisiert.

 

Ab dann spart man also Geld. Für viele Kunden der Elektro-Reatus AG, die in einem Grossteil des Kantons Graubünden tätig ist, sei das ein Hauptgrund für eine Fernsteuerung, erklärt Sascha Petschen. Ein anderer sei die Kontrolle – der Wunsch, auch aus grosser Distanz nachzuschauen, ob in der Ferienwohnung soweit alles klar ist. Was auch schon überraschend weit ging, wie Petschen am Rande bemerkt: «Ein Wohnungsbesitzer erhielt per SMS die Warnung, die Raumtemperatur sei zu tief, die App zeigte einen plötzlichen Temperaturabfall an. Was man dann entdeckte: Da war ein Fenster eingeschlagen worden.»

 

 

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