Mit der Kampagne «Make Heat Simple» will das Bundesamt für Energie ressourcenschonenderes Heizen in Zweitwohnungen fördern. Fünf Bündner Gemeinden sind dabei.
Die Ferienwohnung heizen, ohne dort zu sein
Rund 80 000 Zweitwohnungen gibt es im Kanton Graubünden. Schweizweit sind es gar 700 000. Das Potenzial, bei deren Bewirtschaftung Geld, Energie und somit auch CO2-Emissionen einzusparen, ist gross. Leer stehende Zweitwohnungen wurden in der Vergangenheit oft über mehrere Wochen geheizt, damit die Gäste bei ihrer Ankunft eine angenehm warme Raumtemperatur vorfanden. Damit soll nun Schluss sein.
Das Bundesamt für Energie (Bf E) hat 2019 mit einer Pilotgemeinde im Wallis eine Kampagne mit dem Titel «Make Heat Simple» (das Heizen einfacher machen) gestartet. Im Rahmen dieser Kampagne sollen sich die teilnehmenden Gemeinden an die Zweitwohnungsbesitzerinnen und Zweitwohnungsbesitzer wenden und sie vom Einbau einer Heizungsfernsteuerung überzeugen. Bei Neubauten und Sanierungen ist dieser gemäss der Bündner Energieverordnung bereits Pflicht.
Schnell amortisiert
Auf makeheatsimple.ch lässt sich anhand von ein paar Kennwerten wie dem Heizungstyp, den jährlichen Belegungstagen und den aktuellen Heizkosten der Zweitwohnung mit ein paar Klicks berechnen, wie stark der CO2-Ausstoss und die Heizkosten dank einer Heizungsfernsteuerung gesenkt werden können.
Die Investitionen in ein solches Steuergerät liegen gemäss einem Schreiben von «Make Heat Simple» zwischen 500 bis 2500 Franken. Diese seien dank des Komfortgewinns und der Energieeinsparungen innert Kürze amortisiert. Produkte zur Fernsteuerung der unterschiedlichsten Heizungstypen und Wärmeverteilungssysteme gibt es mittlerweile viele. Deren Steuerung erfolgt in der Regel via App, ist aber auch ohne Internetanschluss möglich. Die Verantwortlichen gehen je nach Ausgangslage von einer Energieeinsparung von bis zu 60 Prozent und einer Kostensenkung von mehreren Hundert Franken pro Jahr aus. Würden alle Zweitwohnungsbesitzer der Schweiz den Empfehlungen von «Make Heat Simple» folgen, liesse sich gleich viel Energie einsparen wie 130 000 durchschnittliche Schweizer Haushalte pro
130 000 Haushalte
Würden alle Zweitwohnungsbesitzer den Empfehlungen von «Make Heat Simple» folgen, liesse sich gleich viel Energie einsparen, wie 130 000 Schweizer Haushalte pro Jahr verbrauchen.
Jahr verbrauchen, rechnen die Verantwortlichen der Kampagne vor. Das entspräche einer Verringerung des CO2-Ausstosses um etwa 600 000 Tonnen.
Fünf Bündner Gemeinden
«Make Heat Simple» hat derzeit neun Partnerkantone – Graubünden, Glarus, Wallis, Bern, Freiburg, Jura, Waadt, Tessin, Schwyz – und über 50 Partnergemeinden. In Graubünden nehmen fünf Gemeinden an der Kampagne teil: Albula, Arosa, Bergün Filisur, Lenz und Surses.
Die Region Albula–Surses sei vom Bund als Pilotregion für die Kampagne «Make Heat Simple» angefragt worden, erklärt Patric Vincenz vom Verein Ela Energiewelt. Als Vorstandsmitglied des Vereins hat Vincenz die Geschäftsführung der Energiestadt Ela inne und ist federführend bei der Umsetzung der Kampagne in der Region. «Die Informationen zu ‹Make Heat Simple› erhalten alle Erstwohnungsbesitzer und Zweitwohnungsbesitzerinnen vom zuständigen Elektrizitätswerk mit der nächsten Stromrechnung zugestellt», beschreibt Vincenz das Vorgehen für die vier Gemeinden Bergün Filisur, Albula, Lenz und Surses. Wie dieses Schreiben ankommt und wie viele Personen sich vom Vorschlag, eine Heizungsfernsteuerung einzubauen, überzeugen lassen, davon lässt sich Vincenz überraschen. «Das ist eine private Entscheidung, ob man eine solche Steuerung einbauen lässt oder nicht. Deshalb werden wir keine genauen Angaben dazu erhalten.» Der Austausch mit regionalen Elektroinstallateuren sowie mit Liegenschaftsverwaltungen werde aber Rückschlüsse zulassen, vermutet Vincenz.
Arosa informierte seine Wohneigentümer vergangenen Oktober mittels eines Briefes über die Kampagne. Neben «Make Heat Simple» treibt Arosa mit der Strategie Arosa 2030 Projekte im Bereich der Nachhaltigkeit voran. Das Potenzial, mit effizienterem Beheizen von Zweitwohnungen Energie und Geld einzusparen, ist in Arosa gross: Hier gibt es rund 4300 Ferienwohnungen – ein Anteil von 73,8 Prozent. In Bergün Filisur gibt es rund 650 Zweitwohnungen, was einem Anteil von knapp 60 Prozent entspricht.