Wären die Zweitwohnungen der Schweiz mit einer ferngesteuerten Heizung ausgestattet, könnte man insgesamt über 2000 Gigawattstunden Energie pro Jahr einsparen

 <p><em>Zermatt bei Nacht</em></p>

Zermatt bei Nacht

Residenz mit Sparpotenzial

 

Wer eine Zweitwohnung oder ein Chalet in den Bergen hat, kann seine Heizkosten deutlich herunterfahren – per App. Dank einer Fernsteuerung ist es immer wohlig warm, wenn das Feriendomizil wirklich genutzt wird.

 

Winter in den Bergen – ein Traum in Weiss, der sich für viele Menschen aus dem Flachland mit dem eigenen Feriendomizil erfüllt hat. Dort oben die ganze Saison zu verbringen, ist allerdings den wenigsten vergönnt. Heizen müssen die Zweitwohnungsbesitzer dennoch, und nicht nur, um allfällige Frostschäden im unbewohnten Chalet oder Appartement zu vermeiden. Es ist auch eine Frage des Komforts: Um die Wohnung kurzfristig zum Beispiel am Wochenende nutzen zu können, möchten es die Bergler auf Zeit bereits bei der Ankunft schön wohlig warm haben und nicht in den ersten Stunden frieren.

 

Praktischer Online-Ratgeber

Dass dies mithilfe einer modernen Heizungssteuerung sehr viel günstiger geht, lässt sich auf der Website «Make Heat Simple» – auf Deutsch «Mach das Heizen einfach» – schnell berechnen und dank der Unterstützung durch Experten ohne grossen Aufwand realisieren. Die Idee dahinter ist einfach: Statt wie üblich dauerhaft auf 15 bis 18 Grad zu heizen, senkt man die Heizung bei Abwesenheit auf das Minimum ab – bei einem Appartement etwa 12 Grad und bei einem Chalet etwa 6 Grad. Mehr braucht es nicht, damit das unbewohnte Domizil keinen Schaden nimmt. So lassen sich abhängig von der Anzahl der Nutzungstage sowie von Lage und Grösse einer Wohnung Heizkosten von etwa 200 bis 800 Franken pro Jahr einsparen.

 

Die Heizung hört aufs Handy

Ebenso einfach wie diese Rechnung ist die technische Lösung: Damit man bereits vom ersten Moment an die Wärme der Ferienwohnung geniessen kann, gibt man der Heizung rechtzeitig vor der Abreise von zu Hause den Befehl zum Hochschalten. Dazu braucht es nicht mehr als smarte Thermostate, die sich per App steuern lassen, per Handy oder Internet. Entsprechende Lösungen gibt es heute für nahezu jede Variante – Heizkörper, Fussbodenheizung oder Elektroheizung. Um die optimale Lösung auszuwählen, kann man sich an Fachleute vor Ort wenden, die auf «Make Heat Simple» zu finden sind.

Eine Investition in die Fernsteuerung der Heizung habe sich in der Regel nach einigen Jahren amortisiert, heisst es vonseiten EnergieSchweiz, des Förderprogramms des Bundes für Energieeffizienz und erneuerbare Energien, das die Plattform «Make Heat Simple» 2019 zunächst als Pilotprojekt im Wallis lanciert hat. Mittlerweile arbeiten die meisten Ferienregionen mit dem Programm zusammen. Angesichts von schweizweit rund 700000 Zweitwohnungen sieht EnergieSchweiz auf diesem Gebiet ein gewaltiges Sparpotenzial.

 

Mehr als nur eine Kostenfrage

Wäre jede dieser Wohnungen mit einer ferngesteuerten Heizung ausgestattet, könnte man gegenüber heute insgesamt über 2000 Gigawattstunden Energie pro Jahr einsparen, haben die Experten von EnergieSchweiz ausgerechnet. Das wäre in etwa so viel, wie alle Haushalte von Bern und Lausanne zusammen pro Jahr an Energie verbrauchen. Oder umgerechnet rund 200 Millionen Franken an Heizkosten. Nicht zuletzt käme dies auch dem Klimaschutz zugute, denn mit dem niedrigeren Energieverbrauch würde auch der CO2-Ausstoss in der Schweiz um mehr als 600 000 Tonnen pro Jahr verringert.

Derzeit haben erst etwa fünf Prozent der Zweitwohnungen eine Heizung mit Fernsteuerung. Ein Wettbewerb (s. Box) bietet darum jetzt zusätzliche Anreize zur Umrüstung.

 

 

Zum Artikel